Geschichte

Die Gründerjahre in Straßburg 1880–1919

Die Gründung der Burschenschaft Germania in Straßburg erfolgte in einer Zeit, in welcher das Gedankengut der Deutschen Burschenschaft seit Jahren im Niedergang begriffen war. Vor allem die Corps beherrschten die Universität Straßburg, während der burschenschaftliche Gedanke für die Corps und die Offiziellen des Kaiserreichs immer noch mit der demokratischen und patriotischen Revolution von 1848 in Zusammenhang gebracht wurde. Erst allmählich besann man sich wieder, daß im burschenschaftlichen Wahlspruch auch Ehre und Freiheit gefordert waren und nicht allein die Einheit des Vaterlandes. Die in Straßburg Mathematik und Medizin studierenden Vertreter der Burschenschaften Alemannia und Arminia Marburg Wilhelm Reinhardt und Walter Rühle gründeten so am 30.6.1880 die Burschenschaft Germania Straßburg, um der Tradition der Urburschenschaft mit ihrem Eintreten für die Freiheit und Einheit Deutschlands in Straßburg eine Basis zu geben.

Die Gründerjahre in Straßburg 1880–1919

 

Germania Straßburg in Frankfurt 1919 bis 1937

Bereits zu Weihnachten 1918 bemühte sich Carl Hoppmann der Burschenschaft eine neue Heimat zu geben und votierte für die Wiedereröffnung in Frankfurt als „Alte Straßburger Burschenschaft Germania“. Die Lage der Mitglieder war angespannt, etwa ein Viertel von ihnen war durch den Versailler Vertrag um Haus und Amt gebracht worden, und die Burschenschaft hatte fast alles in Straßburg zurücklassen müssen. Dennoch reagierte ein Großteil prompt und stimmte für Frankfurt, wo die Burschenschaft Germania am 12. Januar 1919 neu begründet wurde. Gerade in der Zeit der Krise nach 1918 sah man die Traditionen der Deutschen Burschenschaft als nötig wie nie zuvor an und wollte mithelfen, das Land durch Selbsterziehung zu Pflichtbewußtsein, politischer Urteilsfähigkeit und zielbewußtem Denken neu aufzubauen. In Straßburg waren jedoch Kassenbücher, Fecht- und Kneipinventar zurückgeblieben, die wegen der Grenzsperre nicht nach Frankfurt gebracht werden konnten. Trotz aller Widrigkeiten gelang die Etablierung und bald schon hatte die Germania weit mehr Mitglieder als jemals vorher in Straßburg.

Doch schon bald verschlechterte sich das politische Klima für die Burschenschaften zusehends. Nach der „Machtergreifung“ Hitlers, die auch von vielen Burschenschaftern herbeigesehnt wurde, zogen schlechte Zeiten für die an ihrer Tradition ausgerichteten Burschenschaften auf. Mit der Anerkennung des „Führerprinzips“ entrechtete sich die Deutsche Burschenschaft selbst, so daß der Austritt der Alten Straßburger Burschenschaft Germania 1934 nur logisch war. Noch 1935, als die Zwänge zur Gleichschaltung immer drückender wurden, gründete die Germania unter Carl Hoppmann zusammen mit 22 anderen Burschenschaften die „Alte Burschenschaft“, die jedoch noch im gleichen Jahr unter massiven Drohungen gegen Hoppmann zur Auflösung gezwungen wurde. Trotz weiterer Einschüchterungsversuche blieb die Altherrenschaft auch nach der Auflösung der Aktivitas erhalten, verkaufte 1937 das Verbindungshaus in Frankfurt und sah wieder einmal einer ungewissen Zukunft entgegen.

Die zweite Straßburger Zeit 1941 bis 1944

Auch nach 1937 hielt der Lebensbund Germaniae zusammen, obwohl die äußere Form zerbrochen war. Während die meisten Burschenschaften als NS-Kameradschaften getarnt weiter existierten, lehnten die Germanen eine solche Organisationsform ab, bis sich nach dem siegreichen Westfeldzug zum Wintersemester 1941/42 in Straßburg die Universität wieder etablierte. Eine Rückkehr in die alte Heimat wurde durch einen inoffiziellen Stammtisch möglich, der im November 1941 in das alte Stammlokal „Zur dicken Marie“ einzog, obwohl ein Drittel aller Bundesbrüder Soldaten waren. Schnell beschloß man nun auch wieder eine Aktivitas zu integrieren, indem die Kameradschaft Großdeutschland gegründet wurde. Die kurze Rückkehr nach Straßburg hatte im Sommer 1942 mit dem Erwerb eines neuen Hauses ihren Höhepunkt, ehe im November 1944 erneut französische Truppen Straßburg besetzten und das Schicksal der Burschenschaft erneut besiegelt schien.

Germania Straßburg in Frankfurt 1919 bis 1937

 

Neuanfang in Tübingen

Zur Fortsetzung ihres kriegsbedingt unterbrochenen Studiums kamen 1948 einige Bundesbrüder in Tübingen zusammen, wo der Bund zunächst als „Akademischer Bund Amicitia“ wiederauflebte, ehe 1950 zum 70. Stiftungsfest die „Alte Straßburger Burschenschaft Germania zu Tübingen“ wiedergeboren wurde. Es folgten Jahre der Integration und des Wachstums in Tübingen, die vor allem durch den Erwerb des Hauses Neckarhalde 47 im Dezember 1952 gekennzeichnet waren. Erst die 60er Jahre mit ihrem Stimmungswandel zuungunsten der Korporationen allgemein veränderte auch die Lage für die Germania, zumal die Nachwuchswerbung in den 68er Jahren schwierig war. Eine erfolgreiche Unterwanderung durch links-sozialistische Studenten gefolgt vom Diebstahl wertvoller Couleurgegenstände führte schließlich zur Aufhebung der Aktivitas durch den Altherrenverband im Jahre 1970.

Nach Jahren der Stagnation gelang 1976/77 die Rekonstitution des Bundes im Widerspruch zu Zeitgeist und Massenmeinung. Seither stehen junge Studenten wieder im Verein mit Alten Herren im Einsatz für ihre Ideale, für den Glauben an die liberalen und nationalen Werte der Urburschenschaft, die bis 1989 immer mehr in die Defensive gerieten. Erst die Epochenwende 1989/90 und die Renaissance der unterdrückten Nationalstaaten brachten eine nachdrückliche Bestätigung für die Ziele der Germania. Der Glaube an die nationale Einheit war den Burschenschaftern — im Gegensatz zu manchen Politikern — nie abhanden gekommen.

 

Neuanfang in Tübingen

 

Das Straßburger Münster

Die alte Oper in Frankfurt a. M.

Blick über die Tübinger Altstadt